Mit Hybridisierung zur Fuel Efficiency für den Kampfpanzer MGCS

Deutsch-französisches Großprojekt braucht technologische und politische Signale

Joerg Huettenhoelscher / Alamy
Geplant ist der Leopard-Nachfolger für die Bundeswehr schon lange. Auch für seine Ausstattung gibt es sehr konkrete Vorstellungen. Aber bei der Umsetzung des deutsch-französischen Projekts gibt es einerseits technologische Herausforderungen und andererseits politische Fragestellungen, deren Lösung das europäische Vorhaben dringend benötigt. VINCORION Insights hat mit Managing Director Dr. Stefan Stenzel über beides gesprochen.

Main Ground Combat System ist der starke Name, auf den der Panzer der Zukunft hört. Wobei Panzer zu kurz greift. Vielmehr arbeiten deutsche und französische Mechatronikunternehmen an Bauteilen und Systemen für eine Plattform für verschiedene Hochenergiewaffen, die sich auch autonom in Aufklärungs- und Gefechtslagen manövrieren kann und Teil eines digital vernetzten Verteidigungssystems ist. Damit soll der aktuelle Panzer der Bundeswehr Leopard in den verdienten Ruhestand geschickt werden. Denn für die neuen Einsatzszenarien ist neben einer neuen Ausstattung mit modernen Waffensystemen und einer innovativen Panzerung vor allem ein Energiesystem notwendig, um die Onboard-Versorgung und den effizientesten Antrieb ohne Ausfälle zu garantieren.

Hybride Hochvolt-Energiesysteme

„Und damit haben wir beim Puma schon sehr gute Erfahrung gesammelt“, betont Dr. Stefan Stenzel. In den 350 bisher ausgelieferten Panzern hat der Mechatronik-Experte VINCORION ein 170 kW-Hochvolt-Energiesystem verbaut. Bis zu 500 kW sind schon heute problemlos realisierbar. „Das entspricht einem kleinen Blockheizkraftwerk“, erklärt Stenzel. Nur soll MGCS die Truppen der Bundeswehr nicht mit Energie versorgen, sondern sich geräuschlos mit viel Power durch das Gelände bewegen.

Geräuschlos und blitzartig einsatzbereit

Die Lösung: Ein Parallelhybridkonzept, bestehend aus Dieselmotor, elektrischer Maschine im vier Quadranten-Betrieb, Leistungselektronik und einer Hochvoltbatterie. Addiert werden die Komponenten über den Antriebsstrang und erzeugen so maximale Energie in Drehmoment-Spitzen. Das Leistungsoptimum wird dadurch bei geringstem Spritverbrauch erreicht. Durch die Batterie bewegt sich der Panzer im Schleichbetrieb tatsächlich nahezu lautlos. Beim anschließenden Wechsel zu voller Power verhindert ein batteriegespeister Elektromotor schließlich Schwächen des Dieselmotors wie z.B. Turbolöcher, indem diese Kombination das sofortige Drehmoment auf der Antriebswelle garantiert.

Nicht nur für den Antrieb des MGCS, sondern auch für die Bordnetze oder den Betrieb der Hochleistungsenergiewaffen ist das hybride Energiesystem die effizienteste Lösung. Bis 2035 könnte sie in die Realität umgesetzt werden – mit Unterstützung der deutschen und französischen Zulieferer. „Dort haben wir jede Menge Kompetenz. Es kommt jetzt darauf an, das vorhandene Know-how zügig zu bündeln und auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen“ erklärt Dr. Stefan Stenzel.

„Made in Europe“ braucht „Made in Germany“

„Aktuell vertritt die deutsche Politik die Interessen gegenüber unserem Partner Frankreich aber nicht kraftvoll genug.“ Seine Beobachtung: Immer mehr Teilnehmer verlassen den deutschen Rüstungsmarkt, wandern ins Ausland ab. „Dabei braucht es für die gewünschten europäischen Großprojekte eben auch die deutsche Rüstungsindustrie – andernfalls entwickeln sich diese Großprojekte mit deutscher Finanzierung zu Arbeitsplatzbeschaffungsprogrammen für Frankreich.“ Das gilt auch für MGCS.

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